In Aktien verlieben – so gut es klingt, so gefährlich ist es.
Es ist wichtig, loszulassen, objektiv zu bleiben und mit anderen darüber zu sprechen, um romantische Gefühle für Unternehmen zu vermeiden und diese schönzureden.
Der Grund, der am wenigsten für eine Investition spricht, ist die Zeit, die wir in die Analyse investiert haben.
Emotionen sollten nicht die Grundlage für Investitionen sein. Wir müssen uns darauf konzentrieren, Fakten zu analysieren und klare Entscheidungen auf der Grundlage von Nachhaltigkeit und Rentabilität zu treffen.
Wie immer der obligatorische Disclaimer, das hier ist keine Anlageberatung.
Ich zeige dir hier, wie ich investiere und freue mich natürlich, wenn du was für dich daraus mitnimmst und unabhängig von deiner Bank und Gebühren wirst, ganz nach meinem Motto, meine Finanzen, meine Entscheidung.
Aktien – Eine romantische Beziehung?
Heute wird es hier romantisch, denn heute unterhalten wir uns darüber,
- was es heißt, sich in Aktien zu verlieben,
- warum das bei unserer Art des Investierens gut passieren kann
- und warum das oft eine schlechte Idee ist.
Um in solide Unternehmen zu investieren, müssen wir uns mit den Unternehmen beschäftigen.
Und diese Beschäftigung führt dazu, dass wir irgendwann, vor allem, wenn wir viele gute Punkte an einem Unternehmen gefunden haben und es auch mögen und interessant finden, dass wir irgendwann betriebsblind werden. Und dann wollen wir das Schlechte nicht mehr sehen, weil wir auch viel Gutes und Interessantes aufgenommen haben.
Und dann loszulassen, das ist schwierig, aber verdammt oft auch wirklich das Wichtigste, was wir tun können.
Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig, unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.
Albert Einstein
Wenn wir ein spannendes Unternehmen gefunden haben lesen wir darüber, und irgendwann gefällt uns das und wir wollen investieren.
Wir finden vielleicht das Thema spannend, die zahlen sehen gut aus…
Ein Fehler in unserer schönen Story
Wir haben eine schöne Hypothese und dann
dann stolpern wir über einen Punkt, und der lässt uns nicht mehr los.
Oder dein Investmentbuddy stellt eine Frage und du denkst dir, Mist, und jetzt?
Dann weiter sachlich zu bleiben und den Punkt kritisch zu hinterfragen, ist schwierig.
Oft wollen wir dann das Unternehmen mögen und werden betriebsblind.
Aber ich erlebe es dann, dass danach immer und immer wieder dieser Gedanke an dieses Unternehmen kommt und damit umzugehen, das ist verdammt wichtig, weil sonst kaufen wir zu sehr nach Bauchgefühl und wir wollen Fakten bewerten und nicht nach Emotionen kaufen.
Lebensmittelmärkte – Ein Discounter zum Schnäppchenpreis?
Ich beschäftige mich ja mit dem Bereich Lebensmittel, Lebensmittelproduktion, Lebensmittelmärkte und habe mir die Tage auch mal ein paar Lebensmitteldiscounter angeschaut.
Nochmal angeschaut muss ich sagen, weil ich seit Jahren immer mal wieder ein Auge drauf habe, ich finde die Branche interessant.
Hat ja in Corona Zeiten jetzt auch gigantisch zugelegt, war aber immer viel zu teuer.
Jetzt sind die Kurse von denen gigantisch gefallen, weil die Gewinne weniger werden, die Kosten steigen … aber die Umsätze sind noch da.
Also man könnte sagen, ein gutes Investment, wie gesagt, ich habe es seit Jahren auf der Liste, auf der Watchlist und jetzt ist es in einer interessanten Region angekommen.
Ich habe viel darüber gelesen, ich habe Videos gesehen, amerikanische Märkte, wie die Leute in den Läden einkaufen.
Also im Großen und Ganzen war ich, und bin ich, ein bisschen angefixt.
Und dann merke ich halt, dass bei dieser ganzen Investitionsthese natürlich das Wachstum der letzten Jahre in diesen Corona-Zeiten wahrscheinlich nicht mehr das ist, was diese Lebensmittelmärkte auf Dauer halten können.
Das heißt, wir müssen mit den Zahlen von vor Corona rechnen.
Und damit ist dann auch der vermeintliche Schnäppchenpreis gar kein Schnäppchen mehr, sondern im besten Fall ok.
Schwierig, wo mein Lieblingsunternehmen doch nun billig ist
Ich sage euch, schwierig. Weil eine Sache, mit der ich mich seit Jahren beschäftige, Und trotzdem dann irgendwie nein zu sagen, obwohl alle Welt schreit, aber jetzt ist es wirklich billig und de facto ist es zumindest jetzt die Aktie billiger, das finde ich schwierig.
Und gedanklich ertappt man sich dann immer dabei, dieses, naja, also mit einer kleinen Position schon mal einsteigen und dann mal schauen.
Also, ich weiß, dass ich Vorbehalte habe, aber eigentlich könnte man das mal ausprobieren, nicht zu viel.
Also genau das, was ich natürlich auch nicht machen will, weil ich nicht unendlich viele Sachen brauche, die mein Depot verstopfen.
Und wenn die Fakten dagegen sprechen, dann ist es eben nicht das richtige Unternehmen.
Und trotzdem kommen diese Gedanken auch nach Jahrzehnten des Investierens immer wieder.
Die Investment-Buddies
Was praktisch ist, mein, Investmentstammtisch, meine Investmentkumpels. Wir waschen uns schon sehr gerne gegenseitig den Kopf bei irgendwelchen Investmentideen. Und wenn man mal einen Dämpfer braucht, dann sind die Jungs auf jeden Fall auch da, um sich den Dämpfer abzuholen. Das geht auch andersherum. Also ich kann dir nur empfehlen.
Wenn du vor so einer Entscheidung stehst, zu investieren, auch wenn es nicht so eine Sache ist, wo du dich in etwas verliebt hast und eigentlich weißt, dass es nicht richtig ist, sondern generell, wenn du da einen Investmentbuddy oder jemanden Gleichgesinnten hast.
Wenn Du einen Gleichgesinnten haben und deine persönliche Investment-Strategie erarbeiten möchtest, hier findest Du mein Mentoring-Angebot.
Hol dir kritisches Feedback
Egal, mit wem du darüber sprichst, es einfach zu formulieren und um kritisches Feedback zu bitten, ist schon generell eine gute Sache.
Was ich auch mache, ich nehme diese Sachen, die mir im Moment zu verlockend sind, die nehme ich dann aus der allgemeinen Watchlist raus und habe dafür eine eigene.
Deswegen sind sie nicht weg, aber ich sehe sie nicht jedes Mal, wenn ich gucke. Das ist so ein bisschen wie, man muss ja keine Süßigkeiten kaufen und auf den Küchentisch stellen, wenn man gerade weniger Süßigkeiten essen will.
Also wirklich diese Emotionen, wenn die Gier und die Begeisterung irgendwie auf das Gehirn schlagen, da brauchst du Methoden, wie du damit umgehen kannst.
Und da brauchst du im Idealfall auch jemanden, mit dem du darüber reden kannst.
Mach dir deine Gefühle bewusst
Zumindest solltest du dir dessen bewusst sein.
Gefährlich wird es, wenn wir aus romantischen Gefühlen für ein Unternehmen die Fakten ignorieren, weil wir dann viele gute Dinge sehen, aber die schlechten Dinge ignorieren.
Der Grund, der am wenigsten für eine Investition spricht, die Zeit ist, die wir in das Unternehmen investiert haben. Selbst wenn wir Tage, Wochen, Monate dort verbracht haben, ist das kein Grund, ein Unternehmen zu kaufen, selbst wenn wir das getan haben.
Selbst wenn es sich so anfühlt, als ob wir das Unternehmen perfekt kennen würden.
Aber deswegen ist das Unternehmen ja nicht besser.
Der Markt interessiert sich nicht für meine Meinung, sondern der Markt macht sein Ding und ich muss gucken, dass ich meine Entscheidung daran anpasse, wie ich anschließend damit Geld verdienen kann.
Schau dir an, aus welchen Gründen kaufst du, kannst du es faktisch begründen oder sind es tatsächlich Emotionen, ist es auch ein bisschen Wunschdenken.
Mach den Schritt zurück, sprich mit jemanden drüber, und dann entscheide.