Gewinnmitnahme ist der schlechteste Grund, Aktien zu verkaufen (30)

Gewinnmitnahme, oder Aktiengewinne mitnehmen, ist für mich einer der schlechtesten Gründe, um Aktien zu verkaufen. Es gibt aber noch ein paar Anlässe, die oft fälschlicherweise zum Verkauf genutzt werden. Mit verheerenden Auswirkungen auf deine Gesamtrendite.

Meine Top-Gründe meine Aktien nicht zu verkaufen sind:

  • schlechte Nachrichten, die nur einen sehr kleinen Teil des Unternehmens betreffen
  • Meinungen von Analysten
  • Aussichten/Angst vor der Gesamtwirtschaftlichen Zukunft (Rezessionsängste etc.)
  • der Kurs meiner Aktie fällt
  • der Kurs meiner Aktie steigt (Gewinnmitnahme)

Du siehst, viele vermeintlich verlockende Gründe, die ich für gefährlich und falsch halte.


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Wie immer der obligatorische Disclaimer, das hier ist keine Anlageberatung. 

Ich zeige dir hier, wie ich investiere und freue mich natürlich, wenn du was für dich daraus mitnimmst und unabhängig von deiner Bank beratern und gebühren wirst, ganz nach meinem Motto, meine Finanzen, meine Entscheidung. 

Was sind für mich keine Gründe? 

Zunächst möchte ich mich mit den Nachrichten und Meinungen anderer Menschen befassen, die uns möglicherweise dazu verleiten könnten, diese zu verkaufen, wo es keinen Sinn macht. 

Dann kommt man zu den Fällen, in denen es im Finger juckt: Wenn die Preise entweder steigen oder sinken. Gewinnmitnahme (engl. profit taking) ist eine der größten Fehler und wird meiner Meinung nach nur noch davon übertroffen, bei sinkenden Kursen in Panik zu verkaufen.

Kein Grund: Es gibt schlechte Nachrichten

Also, ich muss erstmal mit den scheinbar banalen Dingen beginnen. Nach dem Motto: Wenn irgendwo ein Sack Reis umfällt! 
Eine kleine Kleinigkeit im Geschäft platzt. Sei es, Garmin hat eine neue Uhr rausgebracht und das Ding ist eine komplette Pleite. 
Oder Siemens ist bei irgendeinem Auftrag, der nicht kriegsentscheidend ist, nicht als Sieger vom Platz gegangen. 
Oder Microsoft hat Cybersecurity-Probleme, die aber nicht final das Unternehmen bedrohen. 
Das ist Nachrichten, da lebt die Finanzpornografie, die ganze Presse lebt natürlich von solchen Nachrichten. 
Wenn es sich nicht um die erste und auch nicht um die zweite Uhr handelt, könnte es durchaus möglich sein, dass Garmin Qualitätsprobleme aufweist. 
Wenn der grundlegende Burggraben und die Qualität des Unternehmens nicht verändert werden, stellen Fehler, Tiefschläge und Verluste keine Ausnahme dar. 
Das ist bei jedem Selbstständigen der Fall, das ist bei jedem Konzern der Fall. 
Nicht alles kann immer nach Plan gehen. 

Wichtig ist, von fremden Meinungen können wir sicher etwas lernen. 

Aber nur weil irgendwelche Kleinigkeiten hochgebauscht werden, heißt das überhaupt nicht, dass sich was an der grundsätzlichen Bewertung geändert haben muss. Auch nicht, wenn unsere Aktie im Plus ist, und wir erste Gewinne mitnehmen könnten.

Bewertungen von Analysten und Zeitungen als Ideenquelle nutzen

Wenn ein Analyst sagt, das Ding sollte verkauft werden, und meistens sind die Preisziele nicht jenseits von Gut und Böse, sondern sie bleiben immer in einem Bereich, in dem man wenig mit der Vorhersage falsch machen kann. 
Wenn sie sagen, verkaufen, weil das Preisziel etwas niedriger ist, dann mag das für die nächste Zeit sogar ein Problem sein.  
Wenn wir über unsere vielen Jahre reden, gilt das dann auch? 

Im Endeffekt weiß man nie, was die Agenda von denjenigen ist, die diesen Artikel geschrieben haben. 
Wir sind sehr langfristig mit unserem Investment unterwegs. 
Dies kann natürlich einen großen Unterschied machen. 

Bewertungen von Unternehmen, ob in Zeitungen, Analysten oder anderen Medien, sind immer eine Quelle der Inspiration und der Motivation, daraus etwas zu lernen. 

Aber am Ende des Tages treffe ich die Entscheidung  und daher sind Bewertungen und Meinungen anderer Menschen gute Anregungen, aber nicht ausschlaggebend für meine Entscheidung.

Aus diesem Grund lese ich auch keine Aktienanalysen anderer Menschen, bevor ich nicht meine eigene gemacht habe. Ich recherchiere, lese Artikel, aber dedizierte Bewertungen will ich vorher nicht wissen. 

Marktturbulenzen und Wirtschaftslage

Wenn wir über Marktturbulenzen wirklich auch über Makroökonomie reden, ist die Meinung anderer Leute deutlich größer. Also, alles geht runter, weil wir eine große Rezessionsangst haben, weil es einen Krieg in der Ukraine gibt oder auch Corona. 

[Dann geht unser Unternehmen unter Umständen auch mit runter. Die interessante Frage ist, ob dies wirklich ein fundamentales Problem unseres Unternehmens ist. Hat sich etwas für das Unternehmen geändert oder kann es vielleicht überleben und bietet uns gerade die Gelegenheit für einen schönen Nachkauf, weil die Preise ja recht niedrig sind? Denk daran, dass im März 2020 zahlreiche erstklassige Firmen für einen angenehmen Preisnachlass zu erwerben waren. 
Wenn du ein Unternehmen wegen bestimmter Marktbedingungen gekauft hast und die ändern sich, dann ist das natürlich ein Anlass. Dann haben sich die Annahmen auch geändert und das ist auch okay. 

Aber wenn alle Angst haben, deswegen auch Angst zu haben und in Panik zu geraten, das ist der allergrößte Fehler, den man mit seinen Investments machen kann. 

Sei gierig, wenn andere Angst haben

Und es gibt viele tolle Zitate in diesem Bereich. 

Be greedy when others are fearful and fearful when others are greedy. 

Also sei gierig, wenn andere Angst haben, aber hab Angst, wenn andere gierig sind. 

Wenn alle in Panik verkaufen, dann sind Aktien billig, dann kann man sie kaufen. 

Es wäre jedoch ratsam, wenn der Bäcker oder der Bäcker dir bereits empfehlen, welche Aktien du unbedingt erwerben solltest, um zu überprüfen, ob der Markt nicht vielleicht eine Herausforderung darstellt. 

buy when there’s blood on the streets, even if it’s your own. 

Das ist natürlich ein bisschen militanter, aber das Schöne an der Sache ist, dass es sich lohnt, wenn alle Angst haben und die Preise runtergehen. Auf jeden Fall sind Aktien dann zu einem niedrigen Preis zu haben. 
Es bietet sich an, zu prüfen, ob es möglicherweise möglich ist, etwas zu ergänzen, falls dies für deine Firma vorteilhaft ist. 
Anstatt dein Unternehmen auch noch in Panik aufden Markt zu werfen. 

Kurseinbruch: Ursachenforschung und opportunistisches Handeln

Und wenn alle Unternehmen vom Preis her runtergehen, dann ist das ja vielleicht noch einfach, konsequent zu bleiben. 
Aber wenn jetzt nur die Kurse deines Unternehmens runtergehen, dann ist natürlich der Finger ganz schnell am Abzug. 

Und dann ist natürlich wichtig zu verstehen, warum ist das so? 
Gibt es vielleicht gar keine Nachrichten, die das rechtfertigen? 
Ist das mehr so eine Reddit-Geschichte, wo die Aktie gerade so im Modell GameStop gepusht wird, in die eine oder in die andere Richtung? 

Oder ist es wirklich ein langfristig fundamentales Problem, worauf der Markt reagiert hat? 
Das heißt, dramatische Kursänderungen ein guter Punkt, um zu recherchieren, aber darauf reagieren, nur weil die Aktie billig geworden ist, die Aktie zu verkaufen, überhaupt nicht sinnvoll. 
Ganz im Gegenteil, wenn der Kurs runtergeht und es keine fundamentalen Probleme gibt, dann wird halt das, was wir gerne haben, zu einem günstigeren Preis angeboten. 
Also mal wieder schön nachgucken, ob es sich nicht lohnt, dazu kaufen. 

Das Markt-Timing und die langfristige Bewertung von Unternehmen.

Natürlich wäre es logisch, wenn du wüsstest, dass ich günstig kaufe, bis die Kurse raufgehen. Dann verkaufe ich die Kurse, wenn sie ein wenig fallen und wenn sie wieder unten sind und wieder hochgehen, dann kaufe ich. 

Richtig. 

Mit einer ausgeprägten Kristallkugel sicher auch super machbar. 

Muttern hat immer gesagt: Wenn Geld verdient wird, klingelt es nicht. 

Und dieses den Markt timen, also genau wissen, hier gehe ich raus, da werde ich wieder reingehen, das mag bei Leuten funktionieren, ich kenne es aber nicht. Es geht hier nicht darum, dickköpfig oder ignorant zu sein, aber wenn die Bewertung stimmt, kann unser Unternehmen auch einen Sturm überstehen. 

Gewinnmitnahme oder langfristig investieren?

Wenn die Kurse fallen, können sie auch raufgehen. 

Es ist natürlich möglich, dass du dir denkst, dass du den einen oder anderen schönen Euro verdient hast, aber richtig gutes Geld mit dieser Aktie verdient hast und denkst, dass ich nur das habe, was ich habe und verkaufe das Ganze. Man sagt auch, du willst die Aktiengewinne mitnehmen.

Kann man machen, klar. 

Und wenn dir dann auch noch der Schnack „vom Gewinne mitnehmen hat noch niemand Geld verloren“ einfällt, dann ist Verkaufen der Aktien, wenn sie ein bisschen Gewinn eingefahren haben oder vielleicht auch viel Gewinn naheliegend. 

Problem ist, ja, vom Aktiengewinne mitnehmen hat noch niemand Geld verloren, aber reich wird man dadurch auch nicht. 

Denn wenn du nur deine Blumen erntest und die ganzen Unkrautaktien schön weiter düngst und in deinem Depot rumkrebsen lässt, damit gewinnt man auch nichts. 

Es gibt den Ansatz, ich halte davon nichts, aber es gibt unterschiedliche Meinungen, dass wenn wir ein Unternehmen zum Angebotspreis erworben haben und es seinen fairen Wert erreicht hat, dass man dann verkaufen kann. Die Suche nach guten Unternehmen, die ein schönes Investment sind, ist nicht einfach. 

Und dann zu verkaufen, weil sie eine gewisse Schwelle erreicht haben, halte ich persönlich für einen Fehler. Allerdings gehen die Meinungen natürlich auseinander. Ich würde sagen, dass man das Unternehmen so lange wie möglich laufen lässt. Wenn es nicht mehr so wunderbar ist, wird es verkauft. 

Und es gibt diese halb schwangere Lösung, die Anteile zu verkaufen, um den Einstiegspreis rauszunehmen. Das ist halt so die Idee, dann spiele ich mit fremdem Geld. 

Ja, aber am Ende des Tages willst du ja Geld verdienen. Das heißt, das gewonnene Geld, das dann noch investiert belibt, ist ja trotzdem deins. 

Und das zu verzocken, kann ja irgendwie nicht Sinn und Zweck der ganzen Übung sein. 

Ich denke, dass gute Firmen sorgfältig ausgewählt, investiert und sie steigen, solange dies gewährleistet ist, bleibe ich investiert. Wenn es nicht mehr gut läuft, ziehe ich es vor, es zu verkaufen. 

Ein emotionales Thema

Du siehst, dass es sich um ein emotionales Thema handelt, aber es wird auch viel falsch gemacht und die Börse ist sehr emotional. 
Es ist interessant, dass man selbst viel über sich lernt, aber auch das, wo wirklich viel Verbesserungspotenzial besteht. 

Zusammenfassung

Folgende Punkte kommen für mich nicht als Verkaufsgründe in Frage:

  • die Meinungen und Analysen anderer Menschen
  • Marktschwankungen auch meines Unternehmens
  • Das Erreichen von Ziel- oder Einstiegspreisen

Das mögen alles Anlässe sein, um über mein Investment nachzudenken. Mehr aber auch nicht. 

Meine Gründe zu verkaufen findest Du in Episode 29.


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