Erfolgreich investieren: Die Bedeutung von Preis und intrinsischem Wert (21)

In diesem Blogpost dreht sich alles um den Unterschied zwischen Preis und intrinsischem Wert einer Aktie und wie man sie beim Investieren berücksichtigen sollte.

Die wichtigsten Punkte:

  1. Unterscheidung zwischen innerem Wert und Marktpreis einer Aktie.
  2. Langfristig nähern sich Preis und innerer Wert eines soliden Unternehmens an.
  3. Das Konzept des „Margin of Safety“ im Value Investing, um Risiken zu reduzieren und Renditen zu erhöhen.

Inhalt
 
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Die VITAL-Formel und das Angebot

In der heutigen Diskussion dreht sich alles um das Thema Preis einer Aktie und den Wert eines Unternehmens, insbesondere den inneren Wert. In den letzten Episoden haben wir uns mit der VITAL-Formel beschäftigt, um herauszufinden, ob ein Unternehmen solide ist.

Um kurz zusammenzufassen: VITAL steht für

  • Verständnis (V),
  • Interesse (I),
  • Topqualität (T),
  • Angebot (A) und
  • Langfristing (L).

Verständnis bezieht sich darauf, das Unternehmen und insbesondere seinen Burggraben zu verstehen, also was es schützt und wertvoll macht, auch noch in zehn Jahren. Interesse bedeutet, dass das Unternehmen uns interessiert, und Topqualität meint, dass es ein solides Unternehmen mit gutem Wachstum, wenig Schulden und einer guten Rendite ist.

Nun kommen wir zum Thema Angebot, also dem Preis des Unternehmens oder der Aktie, die wir kaufen.

In meinem persönlichen Ansatz ist der Preis wichtig, da ich ein gutes Unternehmen im Angebot kaufen möchte, um mit meinem Geld auf Nummer sicher zu gehen.
Das bedeutet, ich möchte es nicht überbezahlen.

Im wertbasierten Investieren, bei dem der innere Wert (auch intrinsischer Wert genannt) eine wichtige Rolle spielt, wird dies als „Margin of Safety“, als Sicherheitsmarge bezeichnet.

Es gibt jedoch auch die Denkweise, dass der Preis eines guten Unternehmens weitestgehend egal ist, da es tendenziell immer weiter steigt und sich jemand finden wird, der es uns zu einem höheren Preis abkauft. In diesem Fall wäre es weniger wichtig, genau auf den Preis zu achten, solange man in ein gutes Unternehmen investiert, dessen Preis immer weiter steigen soll.

Intrinsischer Wert und Preis: Eine Einführung

In dieser Episode gebe ich dir eine kleine Einführung zum Unterschied zwischen Wert und Preis, wobei der Fokus auf dem inneren Wert (intrinsischem Wert) liegt.

Dabei möchte ich erklären, warum langfristig Unternehmen, die wir zu einem guten Preis kaufen, auch fair bewertet werden. Das bedeutet, dass sich der Preis dem inneren Wert annähert. Gleichzeitig werde ich aufzeigen, warum es gefährlich ist, für ein Unternehmen zu viel zu bezahlen, und dass der Preis nicht in Stein gemeißelt ist.

Du wirst hoffentlich eine differenzierte Betrachtungsweise erkennen, die ich hier darstellen möchte.

Methoden zur Ermittlung eines guten Preises

In den kommenden Episoden werde ich dir verschiedene Methoden vorstellen, mit denen du einen guten Preis für ein Unternehmen ermitteln kannst. Anhand einer sehr einfachen Methode und unserem Beispielunternehmen Visa werde ich konkret darauf eingehen, warum manche Unternehmen manchmal im Angebot sind oder überteuert erscheinen.

Wie immer handelt es sich hierbei nicht um Anlageberatung. Ich zeige dir lediglich, wie ich beim Investieren vorgehe, und hoffe, dass du daraus etwas für dich mitnehmen kannst, um unabhängig von Beratern und Gebühren zu werden – ganz nach dem Motto: "Meine Finanzen, meine Entscheidung".

Die Kunst des Value Investings: Preis und intrinsischen Wert eines Unternehmens bestimmen

Wie gehe ich nun beim Bestimmen des intrinsischen Wertes eines Unternehmens vor?

Schritt 1: Die richtigen Unternehmen auswählen

Das allerwichtigste überhaupt: Das Unternehmen muss meine Kriterien für ein wunderbares Unternehmen erfüllen.

Frei nach Charlie Munger : „Lieber ein wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis kaufen, als ein faire Unternehmen zu einem wunderbaren Preis.“

Schritt 2: Den richtigen Preis finden

Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass es sich um ein gutes Unternehmen handelt, das ich verstehe und das mich interessiert, ermittle ich mit verschiedenen Methoden den inneren Wert des Unternehmens.

Wie gehe ich nun beim Bestimmen von Preis und Wert eines Unternehmens vor?

Gleichzeitig möchte ich ein Unternehmen günstiger kaufen, als es eigentlich seinen intrinsischen Wert hat.

Schauen wir uns das am Beispiel einer Immobilie an:

  • Ein Ansatz könnte sein, einfach irgendeine Immobilie in einer Top-Lage wie München zu kaufen, weil man annimmt, dass die Preise dort mit der Zeit steigen werden. Daher wäre der Preis zunächst nebensächlich.
  • Ein anderer Ansatz ist, eine bestimmte Rendite durch Vermietung anzustreben. Dafür vergleicht man die erweiterten Anschaffungskosten (Kaufpreis, Nebenkosten, Notar, Grundbuch, Erstinvestitionen usw.) mit der Jahresmiete und berechnet daraus, ob die Immobilie günstig ist oder nicht.

Der erste Ansatz mag auch seine Berechtigung hat, ist aber nicht meine bevorzugte Herangehensweise.

Ich kaufe gute Aktien zu einem guten Preis und reduziere damit das Risiko für mein Geld.

Wert und Preis: Eine Definition

Es gibt den Spruch: „Wert ist das, was du bekommst, und Preis ist das, was du bezahlst.“

Wenn ich hier vom Wert spreche, meine ich den inneren oder intrinsischen Wert. Manchmal spricht man auch von fairem Wert oder fairem Preis.

Wichtig ist, dass dieser innere Wert komplett unabhängig vom vorherigen Aktienkurs ist. Ich schaue erst sehr spät darauf, wie teuer das Unternehmen am Markt ist. Mir ist wichtiger, wie viel das Unternehmen heute wert ist, basierend auf dem Geld, das es aktuell verdient und in Zukunft verdienen wird. Diesen inneren Wert berechne ich und kann ihn relativ schnell in einen inneren Preis übersetzen.

Der aktuelle Preis oder Kurs einer Aktie am Markt ist der Betrag, den Anleger im Moment bereit sind, für diese Aktie zu bezahlen.

Mr. Market

Benjamin Graham hat in seinem Buch „Intelligent Investor“ (auch auf Deutsch erhältlich), das als „Bibel des Value Investing“ gilt, den „Mr. Market“ eingeführt. Dieser manisch-depressive Anleger bestimmt sehr emotional die Preise für Aktien. Wenn alles gut läuft am Markt, gibt er viel Geld aus und kein Preis ist ihm zu hoch. Wenn es schlecht läuft, verkauft er seine Aktien in Panik.

Preis und innerer Wert im Vergleich: Das Immobilienbeispiel

Übersetzt auf unsere Immobilie bedeutet das: Stell dir vor, Makler stehen vor deinem Haus und rufen im Sekundentakt Preise zu.

Manchmal läuft es gut, und du bekommst statt einer Million plötzlich 1,5 Millionen geboten. Zwei Stunden später passiert irgendwas auf der Welt, und dein Haus ist nur noch 700.000 Euro wert.

An der Börse ist es mit Aktien ähnlich.

Viele Faktoren beeinflussen den Preis, aber der Preis entspricht nicht dem inneren Wert.

Der Wert deiner Immobilie ändert sich vermutlich nicht innerhalb von Stunden, selbst wenn die Preise so volatil wären wie bei Aktien. Im Vergleich dazu bleibt der innere Wert des Hauses relativ konstant, während sich der Preis ändert.

Preis und intrinsischer Wert im Laufe der Zeit

Kurz- und mittelfristig können Preis und intrinsischer Wert eines Unternehmens deutlich voneinander abweichen. Manchmal erhält man ein wertvolles Unternehmen zu einem deutlich günstigeren Preis. Dann kannst du ein Schnäppchen machen und das Unternehmen im Angebot kaufen, was unser Ziel ist. Andererseits kann ein Unternehmen manchmal auch überteuert sein, dann ist der Preis viel höher als sein wirklicher innerer Wert. In solchen Fällen könnte man zum Beispiel Gewinne mitnehmen, wenn das das Ziel ist. Langfristig ist die Idee, dass ein solides Unternehmen, das weiter wächst und Gewinne steigert, irgendwann auch mit einem Preis bewertet wird, der dem fairen Preis entspricht.

Wenn es dauerhaft günstiger bliebe, stünden die Gewinne oder Ausschüttungen eines Unternehmens in keiner Relation mehr zum Kaufpreis. Angenommen, du besitzt ein Unternehmen, das einen großen Teil seiner Gewinne in Form von Dividenden ausschüttet. Wenn die Gewinne und Dividenden steigen, aber der Preis des Unternehmens nicht, dann würde deine Dividendenrendite immer höher gehen. Du könntest bei 10% oder 15% landen. Der Markt lässt das jedoch nicht zu, weil es für ein solides Unternehmen zu attraktiv wäre. Menschen würden sehen, dass es gerade 10% Dividendenrendite gibt, und diese auch haben wollen. Deshalb passen gute Unternehmen, die wir zu einem günstigen Preis kaufen, ihren Preis irgendwann mindestens an den fairen Preis an.

Warren Buffetts Weisheiten zum Markt

Warren Buffett hat einmal gesagt: „In the short run, the market is a voting machine, but in the long run, it’s a weighing machine.“ Das bedeutet, dass kurzfristig der Markt von Angebot, Nachfrage, Stimmung, Emotionen, Nachrichten, Ereignissen und Spekulanten abhängig ist. Kurzfristig verhält sich der Markt also eher wie ein Wahlautomat, bei dem man nicht vorhersagen kann, wie es in einer halben Stunde aussieht. Langfristig gleichen sich jedoch die fundamentalen Werte eines Unternehmens und der Preis aneinander an und sind in Waage. Daher ist der Markt langfristig eher wie eine Waage, während er kurzfristig so volatil ist wie ein Wahlautomat.

Mein Ansatz: Margin of Safety

Mein Ansatz besteht darin, solide Unternehmen auszuwählen – das ist der wichtigste Punkt. Anschließend bestimme ich den inneren, intrinsischen Wertund kaufe das Unternehmen zu einem Preis, der unter diesem Wert liegt. Dieses Konzept des günstigeren Kaufens mit einem gewissen Sicherheitsabstand wird im Value Investing als „Margin of Safety“ oder Sicherheitsmarge bezeichnet.

Warum selbst ein tolles Unternehmen nicht jeden Preis wert ist

Es gibt Beispiele dafür, warum selbst ein tolles Unternehmen nicht jeden Preis wert ist. Wenn man zum Beispiel in die Internetblase der 2000er Jahre schaut und damals ein Unternehmen wie Amazon gekauft hätte, hätte man etwa zehn Jahre warten müssen, bis der Preis wieder den damaligen Wert erreicht hätte. Noch extremer waren die sogenannten Nifty-Fifty-Aktien in den 60er und 70er Jahren. Wenn man damals beispielsweise Coca-Cola gekauft hätte, hätte man relativ lange warten müssen, um sein Geld wiederzubekommen.

Amazon: Selbst ein wunderbares Unternehmen kann zu teuer sein. Im Fall von Amazon bedeutete das, im Jahr 2000 gekauft dauerte es 10 Jahre, bis man wieder im Gewinnbereich war.

Das zeigt, dass selbst bei einem tollen Unternehmen wie Coca-Cola der Preis vielleicht schlicht und ergreifend zu hoch gewesen sein könnte. Deshalb ist es wichtig zu überlegen, ob der Preis, den man für ein Unternehmen bezahlt, im Augenblick günstig oder überteuert ist. Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Preis nicht in Stein gemeißelt ist. In den verschiedenen Episoden über die Bewertungsverfahren und konkreten Beispiele werde ich darauf eingehen.

Coca Cola: Selbst ein wunderbares Unternehmen kann zu teuer sein. Im Fall von Coca Cola als Teil der Nifty Fifty, der Aktien, für die kein Preis zu hoch war, bedeutete das, im Jahr 1973 gekauft dauerte es 1987 Jahre, bis man wieder im Gewinnbereich war.

Zusammenfassung

Zusammenfassend ist das Ziel des Value Investings, gute Aktien zu finden, deren innerer Wert höher ist als der aktuelle Marktpreis. Dabei nutzen wir eine Sicherheitsmarge, den Margin of Safety, um das Risiko zu reduzieren und die Chance auf eine gute Rendite zu erhöhen. Egal wie wunderbar ein Unternehmen ist, nichts ist einen beliebigen Preis wert, und alles kann zu teuer sein.

Buchempfehlung: „Intelligent Investieren“ von Benjamin Graham

Ein empfohlenes Buch zum Thema Value Investing ist „Intelligent Investieren“ von Benjamin Graham. Kapitel 8 und 20 sind besonders lesenswert, da sie die Schwankungen an der Börse und den Margin of Safety behandeln. Das Konzept ist schon Jahrzehnte alt und etabliert, daher ist das Buch eine gute Literaturempfehlung im Bereich Value Investing.

In Episode 22 erfährst Du mehr über verschiedene Bewertungsverfahren, um den inneren Wert und einen guten Preis einer Aktie zu bestimmen.


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