Aktienbewertung – viele Wege den richtigen Preis zu bestimmen (22)

In diesem Blogpost dreht sich alles um die Aktienbewertung und die Bestimmung des fairen Preises sowie des inneren Werts einer Aktie. Wir werden uns mit verschiedenen Bewertungsansätzen befassen und die folgenden Schlüsselthemen behandeln:

  • Die Unterscheidung zwischen relativen und intrinsischen Aktienbewertungen
  • Die Bedeutung von Preis-Ertrags-Verhältnis (PE) und Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei der Bewertung
  • Warum die Aktienbewertung sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft ist und einfache Ansätze oft die besten sind.

Inhalt
 
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Die goldenen Regeln der Bewertung

Es gibt drei wichtige Regeln bei der Aktienbewertung:

  1. Bewertungen ändern sich. Was vor einem halben Jahr ein guter Preis war, kann heute ein schlechter Preis sein.
  2. Bewertungen sind sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft. Obwohl wir eine exakte Zahl erhalten können, gibt es viele Annahmen, die getroffen werden müssen. Deshalb sollte man sich nicht nur auf eine Zahl verlassen.
  3. Halte die Bewertung einfach. Lieber ein einfaches System, das ungefähr richtig ist, als eines, das sehr präzise, aber am Ende falsch ist.

Kurz zusammengefasst:

  • Investmenterfolg hängt nicht von Excel-Kenntnissen ab.
  • Einfache Aktienbewertungen sind besser als komplizierte.

Verschiedene Verfahren zur Aktienbewertung

Relative und intrinsische Verfahren zur Aktienbewertung

Es gibt viele Bewertungsansätze. Grob lassen sie sich jedoch in zwei Kategorien einteilen:

  • relative und
  • intrinsische Ansätze.

Relative Ansätze setzen den Unternehmenspreis im Verhältnis zur Historie des Unternehmens oder zu ähnlichen Unternehmen.

Im Gegensatz dazu beruhen intrinsische Ansätze auf Geschäftsberichten und Unternehmenszahlen. Hierbei wird versucht, die geschätzten zukünftigen Einnahmen des Unternehmens auf einen heutigen Wert umzurechnen.

In der nächsten Episode benutze ich einen gemischten Ansatz, um einen Preis zu ermitteln. Im Folgenden gehe ich aber erst mal auf beide Ansätze der Aktienbewertung ein.

Ich zeige Dir hier, wie ich investiere und mache keine Anlageberatung. Ich freue mich aber, wenn du daras etwas für deine Investitionen mitnimmst. Ganz nach meinem Motto "Meine Finanzen, meine Entscheidung".
Investmenterfolg hängt nicht von Excel-Kenntnissen ab.

Einfache Aktienbewertungen sind besser als komplizierte.

Relative Aktienbewertung, z.B. price-to-Earnings (PE) bzw. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Der bekannteste relative Bewertungsansatz zur Aktienbewertung ist das sogenannte PE (Price to Earnings) auch KGV (Kurs Gewinn Verhältnis) genannt. Dabei wird der Aktienkurs (= Price) in Bezug auf die Gewinne (= Earnings) des Unternehmens gesetzt.

Wird ein Unternehmen beispielsweise im Moment bei 100 EUR gehandelt und pro Aktie 10 EUR Gewinn pro Jahr erwirtschaftet, entspräche das eine PE bzw. KGV von 10.

Vergleichst Du jetzt mehrere Unternehmen, entspräche ein niedrigeres PE einem günstigeren Unternehmen. D.h. das Unternehmen mit dem kleineren PE ist gerade billiger zu haben als das mit einem höheren.

Es ist jedoch wichtig, vergleichbare Unternehmen aus demselben Sektor und mit ähnlichen wirtschaftlichen Charakteristiken zu betrachten. Außerdem ist der Vergleich des aktuellen Werts zu vergangenen aussagekräftig.

Doch Vergleiche können schwierig sein, da Unternehmen im Laufe der Zeit Änderungen durchmachen und unterschiedliche Unternehmen trotz gleicher Branche signifikante Unterschiede aufweisen können.

Die Qualität der Gewinne wird bei diesen Verfahren nicht berücksichtigt, sodass „billig“ nicht gleichbedeutend mit „günstig“ ist.

Wenn man Unternehmen betrachtet, ist es wichtig, ihre Vergangenheit und Gegenwart sowie ihre Zukunftsaussichten zu berücksichtigen.

Intrinsische Bewertungsansätze: Discounted Cashflow (DCF)

Intrinsische Bewertungsansätze bewerten Unternehmen anhand ihrer internen Eigenschaften – auf Basis von Geschäftsbericht-Zahlen.

Diese Verfahren basieren oft stark auf „Value Drivern“ wie Wachstumsraten und Zinsraten. Außerdem benötigen diese Verfahren Annahmen, bei denen kleine Änderungen zu großen Auswirkungen auf den berechneten Wert führen.

Das Problem: „Garbage in, garbage out“. Falsche Szenarien führen zu falschen Ergebnissen.

Der Discounted Cashflow (DCF) ist eines der bekanntesten intrinsischen Verfahren. Hier werden prognostizierte Einnahmen und Gewinne eines Unternehmens rückdiskontiert, um ihren heutigen Wert zu bestimmen. Kurz gesagt: Der DCF erfasst, welche zukünftigen Gewinne ein Unternehmen erzielen wird und welche Cashflows daraus entstehen werden und berechnet daraus einen heutigen Wert.

Zeitwert des Geldes und Aktienbewertung

Der Vergleich von 100 EUR heute habe und 100 EUR in einem Jahr zu erhalten zeigt, der Zeitpunkt macht einen Unterschied.

Wenn wir eine jährliche Rendite von beispielsweise 10% erzielen, sind 100 EUR heute in einem Jahr 110 EUR wert.

Das bedeutet, dass 100 EUR heute mehr wert sind als 100 EUR in einem Jahr zu erhalten.

Denn wenn ich in einem Jahr 100 EUR habe, brauche ich heute nur 91 EUR, um mit einer Rendite von 10 % auf 100 EUR zu kommen.

100 EUR in zwei Jahren sind natürlich noch weniger wert als 100 EUR in einem Jahr, noch weniger als 100 EUR heute.

Wenn ich nun die Gewinne eines Unternehmens für die Zukunft weiß, kann ich für jedes einzelne Jahr den heutigen Wert der Gewinne berechnen. Aufaddiert ergibt das den gesamten heutigen Wert und daraus den Wert einer Aktie.

Prognose und Bewertung

Wir vorhersagen die Gewinnaussichten des Unternehmens im nächsten Jahr, im übernächsten Jahr und so weiter und berechnen den Wert des Unternehmens heute unter Berücksichtigung der zu erwartenden Geldflüsse.

Hätten wir die Fähigkeit, die zukünftigen Geldflüsse des Unternehmens genau vorherzusagen, wäre dies ein idealer Ansatz.

Aber wenn wir uns ansehen, was Aktienanalysten regelmäßig über den vermeintlichen Gewinn ein Unternehmen allein im nächsten Quartal spekulieren … Diese Vorhersagen weichen oft von der Realität ab.

Stell dir vor, wie schwierig es ist, den Gewinn eines Unternehmens in 5 oder 10 Jahren vorherzusagen.

Dies bleibt jedoch ein valider Ansatz, allerdings ist er sehr sensitiv auf die Zahlen, die wir bei der Berechnung verwenden.

Aktienbewertung

Wenn wir den Wert des Unternehmens ausgerechnet haben, können wir bewerten, wie viel die Aktien wert sind, die das Unternehmen ausgegeben hat. Wenn der Aktienkurs niedriger ist als der geschätzte Wert, ist es ein gutes Angebot, wenn er höher ist, sind die Aktien zu teuer.

Aktienbewertung: Kein heiliger Gral

Es gibt verschiedene Verfahren zur Bewertung eines Unternehmens, um den fairen Preis oder den intrinsischen Wert zu ermitteln. Kritik an den beiden Ansätzen relativ versus intrinsisch zeigt, dass keines der Verfahren die ultimative Lösung ist.

Stattdessen kannst und solltest Du mit verschiedenen Verfahren einen Zielbereich bestimmen.

Eine Warnung zum PE (oder KGV)

Es ist wichtig zu beachten, dass das PE oder KGV, das Price-to-Earnings- oder Kurs-Gewinn-Verhältnis, sehr häufig verwendet wird. Das macht es aber nicht besser.

Allein betrachtet ist die Zahl wenig aussagekräftig, da Gewinne buchhalterische Ergebnisse sind und in die eine oder andere Richtung gespielt werden können. Auch der Vergleich mit vorherigen Zahlen oder anderen Unternehmen ist nicht einfach.

Die Gefahren von PE oder KGV allein

Daher ist es dünnes Eis, wenn jemand nur über das PE oder KGV einen Wert bestimmt. Das Verfahren hat als eine Komponente der Bewertung seine Berechtigung, aber nicht allein.

Nur weil der Preis gefallen ist, kann er trotzdem weiter fallen

Noch weniger ein Bewertungsverfahren ist der vergangene Preis, also der vergangene Aktienkurs.

Nur weil ein Unternehmen irgendwann einmal zu einem Kurs von 100 EUR gehandelt wurde und jetzt nur noch bei 20 EUR steht, sagt das nichts darüber aus, was das Unternehmen wirklich wert ist.

Es bedeutet nur, dass für die Aktie einmal 100 EUR bezahlt wurden und jetzt nur noch 20 EUR.

Der 20 EUR Kurs kann noch weiter fallen und hat viel Luft nach unten, bis er bei null landet.

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied zwischen einem Unternehmen oder Aktienkurs, der um 80 % gefallen ist, und einem, der um 90 % gefallen ist:

Wenn der Kurs eines Unternehmens um 80 % reduziert wurde, von 100 auf 20, ist bei einer Reduktion um 90 %, also von 80 auf 90 %, noch einmal eine Halbierung erreicht. Wenn Du die Aktie für 20 Euro kaufst und sie auf 10 EUR fällt, ist die Hälfte Deines Geldes weg. Auch wenn das Unternehmen vorher um 80 % gefallen ist.

Daher ist es sehr gefährlich, allein anhand des Aktienkurses etwas über den Wert eines Unternehmens auszusagen.

Fazit: Bewertung ist Kunst und Wissenschaft

Es gibt verschiedene Methoden zur Bewertung des fairen Preises und des inneren Werts eines Unternehmens, jedoch gibt es kein einziges Verfahren, das eine Zahl liefert, nach der man einfach kaufen und verkaufen kann.

Der Prozess ist etwas komplizierter als das und erfordert Systematik.

Trotzdem ist die Bewertung ein wenig eine Kunst und Wissenschaft.

Wir sollten uns auf Zielbereiche und nicht auf exakte Zahlen konzentrieren, und der einfachste Ansatz ist normalerweise der beste.

Lernen von Aktienempfehlungen

Wenn Dich das Thema interessiert, schaue Dir mal Aktienempfehlungen in Finanzzeitschriften oder Börsenbriefen an und finde heraus, woher diese Preise kommen und welche Faktoren berücksichtigt werden.

In der nächsten Folge werde ich eine Mischform zeigen, die es Dir ermöglicht, einen ersten Preis auf einfache Weise zu berechnen, der Dir eine Abschätzung gibt.


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