Der Geschäftsbericht (10)

Gute Informationen sind wichtig, um unsere wunderbaren Unternehmen bewerten zu können.

Wir sind bei der Vital-Formel, meinem Investmentprozess, jetzt beim Buchstaben T wie Top-Qualität angekommen.

In Episode 9 habe ich dir gezeigt, auf welche Kennzahlen ich schaue, um Topqualität bei Unternehmen zu erkennen, in die ich investieren möchte.

Hier zeige ich dir, wo du diese Kennzahlen findest und warum ich glaube, dass der Geschäftsbericht genau die richtige Quelle dafür ist.

Und natürlich werde ich dir zeigen, wie der Geschäftsbericht aufgebaut ist und wo du etwas findest. In meiner kostenlosen Online-Bibliothek findest du dazu einen einfachen Wegweiser.


Inhalt
 
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Das hier ist keine Anlageberatung. Ich möchte dir zeigen, wie ich investiere und dir ermöglichen, dass du selbst dein Geld in Aktien anlegst. Damit du niemandem blindlings vertrauen musst, sondern dein Vermögen selbst unter Kontrolle hast. Ganz nach meinem Ansatz: Meine Finanzen, meine Entscheidung.  

Warum der Geschäftsbericht?

Vielleicht bin ich als Wissenschaftler ein bisschen skeptisch.

Es sind zwei Dinge, die mich immer wieder irritieren.

  • Wenn Sachen sehr, sehr einfach dargestellt werden, übervereinfacht, dann werde ich schon misstrauisch.
  • Und wenn manche Sachen zu gut sind, um wahr zu sein, dann sind sie oft auch nicht wahr.

Ein Beispiel

Wenn es um Selbstoptimierung geht, oder um Nahrungsergänzungsmittel, da gibt es zwei Klassen von Informationen im Netz.

Laut, starke Meinung und eventuell Ahnung …

Einmal gibt es die Leute, die eine starke Meinung haben, die das sehr laut vor sich hertragen und damit dann wahrscheinlich auch Geld verdienen.

oder seriös mit soliden Kenntnissen

Und dann gibt es Leute, die wirklich Wissen haben. Ich denke da zum Beispiel an Andrew Huberman mit seinem Podcast, der als Wissenschaftler Dinge differenziert betrachtet, entsprechend verständlich verpackt,
und dann aber auch die Primärliteratur zitiert. Damit kann ich nachprüfen, ob die Studien überhaupt das wiedergeben, was da behauptet wird. Das kann ich, muss ich aber nicht.

Bei der Geschwurbel-Fraktion wird halt einfach mal irgendwas trivalisiert behauptet und das soll ich dann glauben.

Der Geschäftsbericht als neutralstes Dokument

Und das ist mein Ansatz mit dem Geschäftsbericht.

Nicht blindes Vertrauen in das, was irgendwelche Leute behaupten, was dieses Unternehmen toll oder nicht toll macht, sondern selber anschauen und eine eigene Entscheidung treffen.

Wahrheitsgehalt

Und das Gute am Geschäftsbericht des Unternehmens ist, dass er geprüft wird.

Da muss die Wahrheit drinstehen, weil sonst kann es sein, dass Leute relativ schnell ins Gefängnis kommen, wenn da wirklich gelogen wird.

Natürlich kann der Tenor mal positiv, mal negativ sein, aber vergleiche mal den Wahrheitsgehalt und vielleicht auch die unterschiedliche Art und Weise wie das verkauft wird mit dem, was du in Foren liest. Was da geschrieben, was da behauptet wird.

Das ist eine ganz andere Kampfklasse.

Weil der Vorstand und der Geschäftsführer selbst auch oft einen Brief an die Investoren schreibt, hast du auch die Möglichkeit zu beurteilen, wie aufrichtig klingt das.

Wird da die Wahrheit gesagt, also in schlechten Zeiten auch die schlechten Zeiten angesprochen?

Oder ist das nur so ein Tschaka und sich selbst auf die Schulter klopfen? Wo wir stehen ist vorne?

Das sind die spannenden Sachen, die du nur aus dem Geschäftsbericht bekommst, weil da bekommst du die reine Information.

Purer geht es nicht, wenn du von außen an die Unternehmen ran willst.

Nur ein Teil des Berichts ist wirklich wichtig für uns

Und ganz klar, das Ding muss man nicht komplett lesen.

Ich meine, die sind teilweise hunderte von Seiten lang. Das ist total abschreckend.

Verstehe ich auch alles, weil es zum Teil auch unendlich viele Details sind. Und das Controlling und vor allem die Rechtsabteilung achten natürlich darauf, dass man niemandem etwas vorwerfen kann.

Aber wir brauchen nur ganz wenig davon.

F für unsere Bewertung brauchen wir nur eine Handvoll Zahlen, ein paar Seiten, die wir uns wirklich anschauen müssen.

Da sind noch viele spannende Sachen drin. Ich habe eben schon den Brief des Vorstands an die Investoren erwähnt. Das ist eine Sache, die man lesen muss. Sehr aufschlussreich.

Aber wie gesagt, ganz wichtig Von den Hunderten von Seiten, die so ein Geschäftsbericht hat, brauchen wir ganz, ganz wenig.

Und mehr lesen geht immer. Manche Sachen sind wirklich, finde ich, völlig überflüssig, sich das anzuschauen.

Andere Sachen sind eine nette Bereicherung, die man sich im Laufe der Zeit mal anschauen kann.

In meiner kostenlosen Online-Bibliothek findest du dazu einen einfachen Wegweiser.

Quartals- und Halbjahresberichte sind nett, aber nicht unser Fokus

Und damit ist jetzt auch erst mal der Fokus klar. Wir gucken uns den Geschäftsbericht an, den Jahresabschluss.

Es gibt auch noch Quartals- und Halbjahresabschlüsse und die sind sicher auch ganz spannend , wenn dich das interessiert. Aber wir gucken auf den Jahresabschluss, der ist auditiert und das ist die beste Informationsquelle, die wir kriegen.

Verschieden Begriffe für dasselbe Ding

Und ich habe Geschäftsbericht, Jahresbericht gesagt. Das Ding wird auch manchmal 10-k genannt, oder annual report
Das sind alles Begriffe, die synonym verwendet werden.

Im Wegweiser in meiner Online Bibliothek findest du das Glossar dazu.

Unser Vorteil gegenüber anderen Anlegern und Spekulanten

Und ganz klar das hier: Wenn wir in den Geschäftsbericht schauen und das Unternehmen verstehen, das macht den Unterschied aus.

Das ist unser Vorteil im Vergleich mit Spekulanten, mit Leuten, die halt, in das Unternehmen investieren, weil irgendwelche tollen Nachrichten durch die Presse gehen oder der CEO halt besonders präsent ist.

Wir schauen auf die Fakten, wir bilden uns unsere eigene Meinung.

Wie findest Du den Geschäftsbericht?

Wie findest du das Dokument überhaupt?

Das Einfachste ist, du googelst einfach nach Siemens AG Geschäftsbericht.

Oder du gehst entsprechend auf die Webseite und suchst nach Investoren oder Investor Relations.
Und da findest du dann Unterpunkte wie Publikationen, Downloads, Veröffentlichungen.

Und darunter dann entsprechend Jahresbericht, Jahresabschluss, Annual Report, Geschäftsbericht.

Mit und ohne Lametta

In Amerika heißt der Jahresbericht 10-k.

Das ist eine sehr standardisierte Form, die auf den ersten Blick auch sehr langweilig aussieht. Wir müssen uns aber auch nicht an der Optik erfreuen 🙂

Oft wird sowohl in Amerika als auch in Europa dem offiziellen Teil ein inoffizieller Teil vorangestellt.

Bunte Bilder, tolle Grafiken und Tschaka von hier bis Meppen Süd.

Das ist nett anzusehen, das interessiert uns nicht. Das ist Eigenlob. Da steht auch nichts Schlechtes drin.

Wir schauen uns nur den offiziellen Teil an, der offizielle Teil ist wichtig für unsere Entscheidung.

Ein weiteres Beispiel, wie du den Jahresbericht finden kannst, habe ich dir für das Unternehmen VISA beschrieben.

Der Aufbau

Kommen wir zur Struktur des Dokuments. Wie gesagt, Hunderte von Seiten können das manchmal sein. Das kann uns aber egal sein, wir brauchen nur gezielt ein paar davon.

Am Anfang steht oft ein relativ bunter Teil, der etwas über das Unternehmen erzählt.
Wenn du lesen möchtest, vielleicht nicht als Erstes, weil wie gesagt, das ist positiv gefärbt.

Der Brief an uns

Bei den meisten Firmen gibt es vorne einen Brief vom Vorstand, einen Brief von der Geschäftsführung an die Aktionäre, also an uns.

Den heb Dir mal für später auf, wenn du ein bisschen mehr Gefühl für das Geschäft bekommen hast.

Aber dann kannst du anhand dieses Briefes beurteilen, ist das ehrlich oder alles nur mit Puderzucker versüßt? Wird nur erzählt wie toll das Management und das Unternehmen sind? Und Schwierigkeiten haben nur die anderen?

Das Business

Jetzt kommt der spannende Teil und im Amerikanischen ist das sehr, sehr strukturiert, was wohin kommt.

In einem amerikanischen Dokument ist es Kapitel 1 „The Business“.

Das gibt einen guten Überblick über das Unternehmen und sein Umfeld.

Auf Deutsch heißt es dann

  • Lagebericht,
  • Grundlagen des Konzerns,
  • wichtige Ereignisse des Geschäftsjahres.

Das sind die spannenden Sachen.

Das ist das allererste, was ich dir empfehlen würde, zu lesen.

Da erfährst du wirklich, was das Unternehmen macht.

  • In welchen Segmenten ist es unterwegs?
  • Was sind die Anteile der Segmente?
  • In welchen Regionen der Welt wird Geld verdient?

Für mich eines der beeindruckendsten Themen war Walt Disney.

Aktuell denkt man vielleicht bei Disney an Disney Plus und Streaming.

Aber die Kreuzfahrtschiffe und die Hotels, die die haben und was da noch alles an Kabelsendern und so reinspielt. Wie groß sind eigentlich deren Parks?

Das fand ich total faszinierend.

Und damit bekommst du einen guten Einblick in die Firma.

Besser als durch die allermeisten Artikel, die du im Netz findest.

Die Zahlen für Top-Qualität

Wenn wir diesen Überblick über unser Unternehmen haben, dann schauen wir, wo sind die Zahlen?

Bei amerikanischen 10-k ist das Kapitel 8 „Financial Statements“.

In der deutschen Sprache heißt das Jahresabschluss oder Konzernabschluss.

Drei Tabellen

Und da gibt es jetzt drei Tabellen, die wir finden müssen:

  • die Bilanz.
  • die Gewinn- und Verlustrechnung und
  • die Kapitalflussrechnung.

Was das alles ist, darauf gehe ich in jedem einzelnen Punkt in der Folge sehr detailliert ein.

Aber die drei Tabellen brauchen wir und die stehen immer ganz am Anfang dieses Kapitels.

Die Bilanz (balance sheet)

Die Bilanz gibt an, was die Vermögenswerte des Unternehmens sind und wie werden sie erschaffen, wie finanziert?

Im Englischen heißt das Balance Sheet oder „Consolidated Balance Sheets“,

Gewinn und Verlustrechnung (income statement)

Die Gewinn- und Verlustrechnung gibt an, welche Einnahmen und Ausgaben das Unternehmen hat?

Im Englischen heißt es Income Statement oder „consolidated Statements of Comprehensive Income“.

Die Kapitalflussrechnung (cashflow statement)

Die Kapitalflussrechnung zeigt die Mittel, die dem Unternehmen im Laufe des Jahres zugeflossen und abgeflossen sind.

Im Englischen wird von Cashflow Statement oder „consolidated Statements auf Cashflows“ gesprochen.

Anmerkungen

Zu den Zahlen, zu den einzelnen Zeilen in diesen Tabellen gibt es oft noch eine Spalte Anmerkung (Notes).

Wenn du da nachschlägst im Anhang, dann findest du zu fast allen Zahlen eine sehr detaillierte Beschreibung.

Das ist manchmal noch sehr spannend, wenn dir etwas komisch vorkommt, aber Stoff für später.

Jetzt ist Zeit für den Brief des Vorstands

Und wenn du den Businessteil, den Lagebericht gelesen hast, dann kannst du dir den Brief des Vorstands und des CEOs anschauen. Bekomme ein Gefühl dafür, wie reden die mit dir?

Hast du das Gefühl, du wirst als Investor ernst genommen?

Oder hast du mehr das Gefühl, dass da irgendjemand sein Ding macht und dir halt nur irgendwie das Sahnehäubchen verkaufen will?

Was verdient der CEO?

Im Geschäftsbericht bzw. in den beigefügten Unterlagen findest du auch noch andere interessante Dinge

Wie wird der Vorstand bezahlt, in Aktien oder in Optionen? Nach Erreichung von welchen Zielen?

Sind die Ziele, die ein Vorstand hat, eigentlich die gleichen Ziele, die wir haben?

Das klingt jetzt total naiv, aber das ist wirklich oft nicht der Fall.

Das geht manchmal ziemlich weit auseinander und da schrillen natürlich sehr schnell die Alarmglocken.

Gut zu wissen

Ein paar Tipps für Fragen, die oft auftauchen:

  • Über den Tabellen steht grundsätzlich, in welcher Einheit die Zahlen angegeben sind. Manchmal sind es in Tsd. €, manchmal sind es Millionen Euro. Oder Dollar
  • Du findest oft die Daten mehrerer Jahre auf einmal in einem Geschäftsbericht, damit du vergleichen kannst. Das ist sehr praktisch.
  • Negative Zahl werden oft nicht mit einem Minuszeichen davor gekennzeichnet, sondern sind in runde Klammern () gesetzt. Ein „Gewinn“ von (100) sind dann 100 Verlust, entweder 100.000 EUR wenn die Tabelle in Tsd. EUR angegeben ist. Oder 100 Mio. $ Verlust, wenn die Tabelle in Mio $ angegeben wird.

Papier hilft

Wenn du das magst, macht das nicht am Computer, sondern drucke dir den Geschäftsbericht aus.

Mit Textmarker und Stift in dem Ding rummalen bringt mir viel, viel mehr als auf dem iPad zu lesen.Ich kriege dadurch halt einfach einen besseren Überblick. Kann ich nur empfehlen.

Ein Lehrer von mir hat das bunte Anmalen von Texten mal als „symallisieren“ bezeichnet. Bin ich wohl bei geblieben 🙂

Zusammenfassung

Ich habe dir hoffentlich erklären können, warum ich den Geschäftsbericht als das offizielle Dokument für die beste Quelle halte, was Informationen über ein Unternehmen angeht.

Zudem habe ich Dir gezeigt, was meiner Meinung nach die wichtigen Punkte in einem Geschäftsbericht sind.

  • Der „Letter to the Shareholders“, der Brief des CEO und/oder des Vorstands an die Aktionäre. Der ist spannend, daraus lernt man viel zur Einstellung.
  • Dann die Business Beschreibung, der Lagebericht.
  • Die drei Tabellen:
    • das Income Statement,
    • das Balance Sheet
    • und das Cashflow Statement.

Diese drei Tabellen brauchen wir, um damit die Qualität des Unternehmens zu beurteilen.

Nächste Schritte für Dein Unternehmen

  1. Suche den Jahresbericht.
  2. Praktisch ist ausdrucken und mit Farben, Textmarkern markieren, was dir auffällt.
  3. Markiere die wichtigen Stellen mit Post-Its, sonst suchst du dir einen Wolf.
  4. Finde die 3 Tabellen

Und dann ließ

  • Den Business-Teil, den Lagebericht
  • Den Brief der Geschäftsführung des Vorstands quer lesen
  • Springt Dir was spannendes ins Auge? Fällt Dir eine Frage ein?

Mach dir Notizen in deinem Investmenttagebuch.

Ausblick

In der nächsten Folge werden wir uns gemeinsam mit dem Thema Wachstumsraten beschäftigen.

Denn ein ganz wichtiger Punkt ist ja, das Unternehmen soll wachsen und die Frage ist, woran und wie erkennen wir überhaupt, dass das Unternehmen wächst?

Meine Finanzen, meine Entscheidung.

Dein
Mitch


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