Aktien Screener – sinnlos oder nützlich? (34)

Aktien Screener versprechen, gute Aktien mit wenigen Mausklicks zu finden.

Dieses Versprechen können Aktien Screener aber oft nicht halten und kosten oft mehr Zeit, als dass am Ende was sinnvolles herauskommt.

Als Ideenlieferant können diese Webseiten hilfreich sein. Aber die großen Hoffnungen, die oft geschürt werden, werden auch immer enttäuscht. Oft nach erheblichem Zeit- und oft auch Geldaufwand.

Hier zeige ich dir, wie weit Aktien Screener deinen Investment-Prozess unterstützen können, aber auch, wo die Limitierungen liegen.

TL/DR:
Mit Aktien-Screenern kannst du die Auswahl einschränken, es bleiben nur Unternehmen übrig, die deinen Kriterien entsprechen. 

Die Nachteile sind:
- die Ergebnisse sind nicht automatisch gute Unternehmen: viel wichtiger ist das Geschäftsmodell
- du verpasst viele günstige Gelegenheiten, denn gerade in Krisenzeiten spiegeln die aktuelle Zahlen nicht den Wert des Unternehmens wieder
- du verbringst viel Zeit mit der Vorauswahl von vermeintlich guten Unternehmen, die im Verstehen von interessanten Unternehmen deutlich besser aufgehoben wäre.

Aktien Screener können nützlich sein.

Ich halte aber den Ansatz

für deutlich zielführender und auch schneller.

Auch wenn die Anbieter von „Aktien filtern“-Seiten das Gegenteil behaupten.


Inhalt
 
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Wie immer der obligatorische Disclaimer, das hier ist keine Anlageberatung. 

Ich zeige dir hier, wie ich investiere und freue mich natürlich, wenn du was für dich daraus mitnimmst und unabhängig von deiner Bank und Gebühren wirst, ganz nach meinem Motto, meine Finanzen, meine Entscheidung. 

Aktien Screener – Erfolge auf Knopfdruck?

Aktien Screener erlauben das Filtern einer großen Menge von Aktien nach gewissen Kriterien.

Das ist erstmal eine gute Funktionalität und oft auch praktisch.

Es gibt aber genug Webseiten, die ihre Aktien Screener als einfachen Weg zu Reichtum und Erfolg anpreisen. Es wird die Hoffnung geschürt, durch Auswahl einiger weniger Parameter ganz einfach in die nächsten Top-Aktien investieren zu können.

Die Wahrheit sieht anders aus.

Parameterbasierte Investmentstrategien sind sehr selten von Erfolg gekrönt. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht durch frei verfügbare Webseiten und ein paar einfachen Klicks.

Wie funktioniert ein Aktien Screener?

Ein Aktien Screener ermöglicht es, Parameter wie zB das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Verschuldung oder Wachstumsrate festzulegen. Darauf basierend erhalten wir eine Liste von Aktien, die diese Kriterien erfüllen.

Es gibt viele Anbieter, die auch in der kostenlosen Version Aktien-Screener beinhalten. Manchmal als eigenständiges Produkt, oft als Teil der Dienstleistung, dass sie als Datenanbieter historische und aktuelle Finanzdaten von Unternehmen liefern.

Tikr, Gurufocus und Finviz sind einige Beispiele dafür.

Reine Aktien Screener Webseiten?

Es gibt auch Seiten, die als Bewertungsplattformen fungieren und bei der Auswahl von Aktien helfen sollen.

Diese Seiten versprechen oft, die besten Aktien zu finden, einfach auf Knopfdruck.

Warum sind Aktien Screener kein Garant für Reichtum?

Es macht natürlich Sinn, Aktien durch gewisse Kriterien zu bewerten.

Als ein Teil des Investment-Prozesses verwerfe auch ich Unternehmen,

Das sind Hygienefaktoren, die es ermöglichen, offensichtlich riskante Unternehmen zu verwerfen.

Aber dadurch bleiben nicht nur Juwelen übrig.

Auch nicht, wenn man tolle Wachstumsraten, hohe Renditen und keine Schulden als Parameter anwendet, und nur noch 10 Unternehmen übrig bleiben.

Nachteile von Aktien-Screenern

Es gibt zwei große Nachteile von Aktien Screener:

  1. Die Illusion, dass durch Daten aus der Vergangenheit auch Erfolge für die Zukunft vorhergesagt werden können.
  2. Gute und günstige Unternehmen fallen durchs Raster, weil sie durch Parameter nicht erfasst werden können.

Einsatzzwecke von Aktien Screenern

Trotzdem können Screener nützlich sein.

Sei es, dass du Unternehmen aus einem gewissen Bereich finden möchtest.

Oder du möchtest einfach viele Unternehmen nach ihrer Rendite vergleichen.

Damit kannst du dir viel manuelle Arbeit ersparen.

Wichtig ist aber, die Grenzen zu kennen. Aktien-Screener sind Hilfsmittel, kein Ersatz für einen sinnvollen Investment-Prozess.

Der gesamte Inhalt zum Nachlesen

Wie sinnvoll sind Aktien Screener, also Tools, Webseiten, die einem helfen sollen, anhand von Kriterien gute Aktien zu finden, so dass man dann hoffentlich, so wird es manchmal versprochen, die nächsten 10 oder 100 Bagger, also Aktien, findet, sie verzehnfacht oder verhundertfacht, aber grundsätzlich gute Investments.

Bevor wir anfangen, kleiner Spoiler, das Versprechen halten die Webseiten nicht.

Also so automatisiert da irgendwie auf Knopfdruck reich und berühmt zu werden, das ist schwierig, aber als Ideengeber trotzdem gut. Aber gehen wir mal ins Detail.

Fangen wir damit an, was sind diese Screener überhaupt?

Im Wesentlichen sind das Webseiten, die dir anbieten, dass du viele, viele Kombinationen von Parametern eingibst und dann bekommst du eine Liste von Aktien, die diese Parameter erfüllen.

Das heißt, ganz konkret kannst du zum Beispiel sagen, du willst, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kleiner als 12 ist, dass die Schulden kleiner als 4,3 Milliarden sind und dass die Wachstumsrate über die letzten 10 Jahre oder was auch immer für einen Zeitraum vom Umsatz größer als 7,3 Prozent ist.

Und das hört sich jetzt irgendwie gut an und das bieten unendlich viele Anbieter an, also fast jeder Datenanbieter bietet dir auch diese Möglichkeit an.

Also wenn du da Tikr nimmst oder Gurufocus, aber auch solche Sachen wie Finviz sind da zum Teil kostenlos.
Finviz ist, glaube ich, so ein bisschen der Leuchtturm dieser Ticker, hat auch ein kostenloses Angebot oder zumindest einen kostenlosen Teil.
Es gibt unendlich viele. Die sind aber oft auch Teil dieser Datenanbieter.

Datenanbieter vs. Bewertungsplattformen für Aktien-Screening

Es gibt allerdings auch immer mehr Seiten, die das Screening als Hauptinhalt anbieten

Die dir helfen wollen Aktien zu finden, Info, Guide, irgendwelche solchen Dinge im Namen, die die Kriterien nehmen, ein bisschen Feenstaub drüber streuen und dann damit schon automatisiert die besten Aktien auswählen.

Das Versprechen, das vielleicht nicht ganz explizit ausgesprochen wird, ist natürlich immer, dass du damit natürlich ganz einfach die Creme de la Creme findest, die Dinge, mit denen du reich und berühmt wirst. Und berühmt ist nicht so wichtig, aber reich wirst du damit auf jeden Fall. Denn die Datenanbieter liefern dir auch teilweise zu diesen Screenergebnissen oder zu dieser Funktionalität, Daten anzubieten und nach Kriterien zu sortieren, auch bestimmte eigene Urteile über die Unternehmen. Also Guru Focus vergibt irgendwelche Punkte für Wachstum und für Berechenbarkeit und Stabilität. Morningstar verteilt irgendwelche Sterne. Also die machen das alle, aber bei manchen ist es halt Teil dieses Angebots. Du kriegst die Unternehmensdaten, die Finanzdaten.

Bei manchen Plattformen ist es halt wirklich der Sinn und Zweck, zu screenen und zu selektieren. Und die Vorgehensweise ist eigentlich immer gleich.

Das Vorgehen

Wenn du diese reinen Screener nimmst, dann wählst du einfach ein Aktienuniversum, eine Gruppe von Aktien aus, also zum Beispiel amerikanische Aktien und dann alle Kriterien, die der Rest der Aktien halt erfüllen muss.

Also du sagst zum Beispiel Verschuldung, wie ich gerade gesagt habe, oder Wachstum oder Return on Invested Capital. Ein bisschen interessanter wird es dann, wenn du sagst, die Schulden dürfen zum Beispiel das Dreifache des Nettogewinns nicht übersteigen.

Das muss so ein Screener dann erst einmal unterstützen. Da wird es unter Umständen schon komplexer, aber das gibt es tatsächlich auch.

Und die andere Variante oder eine Erweiterung davon ist, dass du nicht von diesen reinen Fundamentaldaten ausgehst, die wir auch aus dem Geschäftsbericht bekommen können oder uns daraus errechnen können, sondern dass du nach Kriterien selektierst, die der Anbieter dieser Seite dann nach irgendwelchen Zauberformeln ermittelt hat, also schnell wachsende Unternehmen, superstabile Unternehmen, Unternehmen, die kurz vor einem Ausbruch nach oben stehen.

Du kannst vermutlich erahnen, was ich von solchem Feenstaub halte…

Vorgehensweise und Kriterienauswahl bei Aktien-Screening

Jetzt könnte man sagen, das klingt eigentlich nach Knorke, weil wir wählen ja Kriterien aus, nach denen die Unternehmen dann gut sind.

Wir haben ja auch gesagt,

  • die Verschuldung soll nicht zu hoch sein,
  • das Wachstum soll da sein,
  • die Rendite soll da sein,
  • Free Cash Flow.

Das kann man doch eigentlich auch einprogrammieren, oder?

Und ganz klar, ja, das kann man. Und das ist auch nicht schlecht, weil man dann genau diese Sachen bekommt, die diese Kriterien erfüllen.

Die Nchteile

Aber jetzt wird es schwierig, wenn du sagst, du willst Schnäppchen finden.

Weil, wenn etwas im Angebot ist, muss ja irgendwas passiert sein. Wenn alles super ist und es überhaupt keine Kriterien gibt, nach denen man etwas bemängeln könnte, dann ist die Wahrscheinlichkeit, ein Schnäppchen zu finden, zwar immer noch da, ich sage mal Corona als Beispiel, wo es keinen Grund bei den einzelnen Firmen gab, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer.

Weil die meisten Schnäppchen, da wird die Branche oder da werden die Unternehmen in irgendeiner Form ein Problem bekommen haben.

Sei es, weil die Umsätze runtergehen Weil irgendwas gerade ist und irgendwas im Umschlag gefallen ist.

Also wenn wir jetzt Corona weiterspinnen, dann nehmen wir zum Beispiel die Tourismusbranche, da sind die Umsätze runtergegangen. Also das war eine interessante Industrie.

Aber wenn die Umsätze runtergegangen sind, dann sind vielleicht auch die Wachstumsraten über die letzten zehn Jahre nicht mehr so toll. Also über die letzten neun Jahre bis letztes Jahr vielleicht, aber letztes Jahr nicht mehr. Das heißt, es wird schon komplizierter zu schauen, was filtere ich eigentlich. Will ich mir zum Beispiel alle Jahre anschauen bis auf das letzte Jahr oder bis auf die letzten zwei Jahre, was ja auch möglich wäre, oder, oder, oder.

Komplexe Filterkombinationen können dazu führen, dass viele Chancen verpasst werden.

Das heißt, diese Kombinationen, die man mit den Filtern machen muss, die werden sehr schnell sehr komplex und sorgen dafür, dass man sehr, sehr viele gute Sachen durchs Raster fallen lässt.

Das heißt aber nicht, dass die Sachen, die da rauskommen, schlecht sind, sondern das sind sehr gute Sachen, die man sich anschauen kann und aus denen man vielleicht auch was lernen kann.

Das können auch sehr solide Unternehmen sein.

Aber am Ende des Tages musst du dir darüber im Klaren sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass du damit Schnäppchen findest, relativ überschaubar ist, weil die meisten Schnäppchen in irgendeiner Form etwas haben, wo man automatisiert sagen kann, das ist nicht gut.

Und wenn du dann ein bisschen mit einem wissenden Auge drauf schaust und das Unternehmen verstehst, dann weißt du, dass das vielleicht kein Problem ist, dass dieses Jahr die Umsätze in der Kreuzfahrtindustrie schlecht sind, weil das ist Corona, aber nächstes Jahr geht es wieder aufwärts, wenn das dann deine Hypothese ist.

Faszinierend sind Screener

Und das kann ich schon nachvollziehen, dass diese Screener faszinierend sind. Und ich habe viel Zeit meines Lebens sowohl mit Screener als auch mit selbst geschriebenen Programmen in dem Bereich verbracht. Und da gibt es auch tolle Erkenntnisse und das macht auch Spaß. Und da kann man auch viel daraus lernen und da kann man auch zum Beispiel einzelne Branchen anschauen und kann auswählen.

Keine automatisierten Super-Investments durch Screener finden

Mir ist nur ganz wichtig zu sagen, damit findest du mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Super-Investments.
Damit findest du vielleicht solide Aktien. Das mag auch irgendwie gut sein, in die zu investieren.
Aber die Schnäppchen, die Schnäppchen, die soliden Unternehmen, die du jetzt eben automatisiert mitfindest, weil das ist eigentlich die Idee dahinter. Es bringt ja nichts, wenn du 200 gute Vorschläge hast, das musst du ja trotzdem verstehen.

Aber die Idee ist ja,

Diese Dinger automatisieren das fast, man muss nur noch am Ende auf Go drücken. Das ist schwierig.

„“What works on wall street“

Und es gibt ein Buch von James O’Shaughnessy, What Works on Wall Street.

Das ist schon relativ alt, aber immerhin dann auch in der vierten Auflage, also schon ein bisschen bekannt, der hat sich über hunderte von Seiten verschiedene Kombinationen von Parametern angeschaut und daraus Strategien gebildet und geschaut, wie haben die in der Vergangenheit funktioniert.

Wenn man ein Zahlen-Nerd ist und auf so was Bock hat, dann ist das Buch wirklich super. Ansonsten ist es verdammt trocken.

Als Bettlektüre kannst du das nur nehmen, wenn du Schlafstörungen hast.

Aber es zeigt sehr, sehr anschaulich, also zumindest anschaulich, nachdem man sich durch hunderte Seiten von Tabellen und so durchgearbeitet hat, wie schwierig es ist, Strategien zu finden, die auf Parametern basieren, um damit automatisiert Geld zu verdienen.

Und da sitzen Heerscharen von Leuten in irgendwelchen Fonds, in irgendwelchen Hedgefonds, die versuchen, quantitativ zu investieren, allein auf der Basis von Daten.

Und da sitzen wirklich unendlich viele Wissenschaftler, Mathematiker, Physiker.

Das ist eine der ganz großen Industrien, wo unsere Zunft sitzt, mit mehr Rechnerleistung, als wahrscheinlich jeder von uns je gesehen hat, und versuchen, damit einen gewissen Vorteil, einen Edge über den Markt zu haben.

Das ist nicht trivial.

Aktien Screener als Ideenlieferant

Und deshalb ist mir wichtig, wenn man keine Ideen hat oder wenn man Lust hat, neue Sachen zu sehen, oder wenn man eine Idee hat und sich Unternehmen anschauen will, die gerade um 70 Prozent gefallen sind im Vergleich zum Jahreshoch, aber gleichzeitig noch einen positiven Cashflow haben, all diese Dinge, dann geht man mit diesen Screenern ran und filtert etwas heraus und fängt dann an, diese Unternehmen zu verstehen.

Was ich auch spannend finde, du hast ein spannendes Unternehmen gefunden und suchst jetzt nach anderen mit ähnlichen Eigenschaften.

Oder du nutzt die Screener nur, um zum Beispiel nach einem Sektor zu screenen, was weiß ich Medical Devices. Du hast Carl Zeiss Meditech AG gefunden und denkst dir, Mensch, wen gibt es denn da noch so Spannendes? Dann stolperst du vielleicht über Eckert Ziegler, dann stolperst du über Edwards Life Sciences und solche Sachen.

Dafür kannst du den Screener auch benutzen. Da hast du noch gar nicht die wilden Parameter draufgeworfen.

Du kannst aber natürlich auch hingehen und sagen, Mensch, das ein Unternehmen finde ich gut. Welche Unternehmen oder wie muss ich die Filter denn gestalten, damit ich ähnliche Unternehmen finde? Auch das kann eine interessante Fragestellung sein.

Zusammenfassung

Als Zusammenfassung, ich finde Screener faszinierend und auch hilfreich, aber damit, rumspielen, Ideen generieren, was daraus lernen, absolut gut. Darauf basierend zu entscheiden, ist ein Garant dafür auf die Nase zu fallen.

Und wovon ich extrem wenig halte, sind automatisierte Bewertungsportale, die dir vielleicht noch fünf Parameter zur Auswahl geben, aber eigentlich sagen, hier ist unser viereinhalb-Sterne-Unternehmen, nimm dir ein paar aus der Liste.

Weil ehrlich gesagt, wenn es so einfach wäre, reich zu werden, dann würdest du keine Webseite mehr programmieren.

Und wenn du einfach mal sehen willst, wie schwer es ist, dann ist What Works on Wall Street wirklich eine interessante Lektüre.


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